Ich freue mich mit Torsten vom Gründerlexikon ein Interview zu seinen persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen zum Thema Onlineshops führen zu können. Torsten ist seit 2004 mit seinem Gründerlexikon für Selbstständige und Existenzgründer unterwegs. Dabei hat er erst kürzlich eine Checkliste für Existenzgründer in mehr als 500 einzelnen Schritten über vier Phasen von der Ideenfindung bis zur Unternehmensführung entwickelt. Heute soll allerdings das Thema Onlineshops und seine redaktionellen Arbeiten dazu in diesem Interview im Mittelpunkt stehen, ich habe Torsten folgende Fragen gestellt:
Sebastian:
Torsten, wieviele Besucher benötigt man, um von einem Onlineshop leben zu können?
Torsten:
Die häufigste Antwort auf diese Frage ist wohl: es kommt darauf an. Sehr häufig fragen dann die Onlinegründer, worauf es denn ankomme? Und genau an dieser Stelle wird es kompliziert. Es kommt selbstverständlich auf das Produkt an, es kommt auf die verwendete Software des Onlineshops an und es kommt auf die persönliche Einstellung zum Thema Geld und Einkommen an. Viele Gründer können bereits mit 1000 Euro monatlich eine Existenz bestreiten, andere sagen an dieser Stelle:
„Dann lass ich es lieber ganz.“
Es ist also sehr unterschiedlich, was jeder mit „viel Geld“ meint. Dennoch habe ich versucht, mit einer Exceltabelle die wichtigsten Parameter für einen Onlineshopbetrieb zusammen zu tragen, sodass sich jeder in etwa ausrechnen kann, wie viele Besucher man tatsächlich benötigt, um einen bestimmten Umsatz/Gewinn monatlich zu erzielen. Ich habe auch ein Video zur Bedienung dieser Excel Tabelle erstellt, alles das kann man sich in meiner Gründercheckliste im Bereich Onlineshop Besucher ansehen.
Sebastian:
Sehr interessant Torsten. Nun gibt es ja auch Leute, die einen Onlineshop nicht bei „Null“ beginnen, sondern fertig kaufen. Kannst du mir einen Tipp geben, wie diese Unternehmer den Wert eines Onlineshops oder allgemein einer Webseite richtig einschätzen können?
Torsten:
Ein sehr schwieriges Thema, obwohl ich in meinem BWL Studium das Thema Unternehmensbewertung sehr ausführlich hatte, sind die Professoren nicht auf die Bewertung von Internetseiten oder Domains eingegangen, heute weiß ich auch warum. Die Thematik habe ich mir später selbst erarbeitet und durch umfangreiche Recherchen klargemacht. Selbstverständlich habe ich auch zur Bewertung von Webprojekten und Domains eine Exceltabelle entwickelt, mit welcher man eine Domain bewerten (an dieser Stelle danke ich für die hilfreiche Unterstützung von Dr. Björn Benken) sowie den Wert der Webseite an sich berechnen kann. Dieser hängt von sehr unterschiedlichen technischen Parametern ab, wird jedoch hauptsächlich von der Rentabilität des Onlinegeschäftes beeinflusst. Wer also ein unrentables Onlinegeschäft betreibt, kann nicht erwarten, dass die Webseite einen großen Wert hat. Letztlich kommt es bei dem Kauf einer Webseite immer darauf an, wie viel man monatlich oder jährlich damit verdient, also wie hoch der Gewinn ist. Dieser Gewinn kann etwas höher ausfallen, wenn die Webseite gut ist, er kann auch etwas gedrückt werden, wenn die Technik der Webseite dies hervorruft. Insgesamt kann man aber meine Exceltabelle recht gut dazu benutzen, um einen ersten Eindruck von dem Wert einer Domain und des gesamten Webprojektes zu erhalten. Letztendlich kommt es immer auf das Angebot und die Nachfrage an, wodurch sich der entsprechende Preis ermittelt. Ich hab schon einige Internetseiten gekauft und verkauft, so dass ich sehr sicher behaupten kann:
Wenn niemand da ist, der kaufen möchte, nützt die beste Excel-Bewertung nichts, der Preis bleibt im Keller.
Wenn sie dagegen sehr viele Interessenten zu einer Webseite haben, wird der Preis automatisch nach oben gepokert. Trotzdem ist es schön, wenn man sich im Vorfeld mit einer Webseitenbewertung (zum Beispiel meiner Excel Tabelle) mit dem Thema, der Branche, der Technik und dem Thema der Unternehmensbewertung beschäftigt hat. So fühlt man sich auf jeden Fall sicherer in den Verhandlungen.
Sebastian:
Das ist ja sehr interessant und sehr umfangreich. Kannst du uns abschließend noch 3 Tipps für Gründer geben, die sich mit einem Onlineshop selbstständig machen wollen?
Torsten:
Ja, sehr gern:
1.Macht euch nur mit einem Onlineshop selbstständig, wenn Ihr zum Einen Ahnung von dem Produkt und zum Anderen Ahnung von Programmierung, insbesondere PHP, CSS, HTML habt.
2.Besucher für einen Onlineshop kommen nicht von allein, hier ist auch einiges zu wissen und zu tun. Genau dieses Wissen muss man sich erarbeiten und das kostet Zeit. Diese Zeit kann man für andere Dinge nicht verwenden, das sollte an dieser Stelle jedem klar sein.
3.Denkt bitte nicht, dass man über Nacht Millionär wird. Es kann durchaus sehr schnell gehen, was wiederum zu einem Problem wird, wenn man nicht weiß, wie man die Ware schnellstmöglich ausliefern soll oder woher man Nachschub bekommt. In der Regel ist die Existenzgründung mit einem Onlineshop ein sehr langwieriger und schleichender Prozess, so das auf jeden Fall diese Zeit finanziell überbrückt werden muss. Man benötigt also finanzielle Reserven, um wenigstens ein bis zwei Jahre durchhalten zu können. Wenn man das nicht im Vorfeld geplant hat und entsprechende Kapitalien vorhanden sind, sollte man es lieber gleich lassen.
Sebastian:
Danke für die Tipps und danke für das Interview.
Torsten:
Keine Ursache, gern wieder.